Stadt will Kosten für Toilettenhäuschen am Bahnhof senken – S-Bahn-Nutzer sollen zahlen

Toilette Bahnhof Ober-Roden
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Stadt will Kosten für Toilettenhäuschen am Bahnhof senken –
S-Bahn-Nutzer sollen zahlen

Von Adam Rebel-Hitzel • Nachdem eine FDP-Anfrage im Stadtparlament aufgedeckt hat, dass die Stadt Rödermark für das Toilettenhäuschen am Bahnhof Ober-Roden noch bis zum Jahr 2030 jährlich bis zu 17.000 € zahlen muss und diese Erkenntnis dem Magistrat Spott einbrachte, gründete der Bürgermeister einen internen Arbeitskreis, der sich damit beschäftigen sollte, wie man die Kosten für die Stadt verringern kann. In insgesamt 17 Sitzungen wurde jeder Stein umgedreht, Ideen entwickelt und wieder fallengelassen, bevor man sich auf einige wenige Vorschläge konzentrierte und diese intensiv durchkalkuliert hat.

Nachdem nun erneut die FDP-Fraktion eine weitere Anfrage zu diesem Thema gestellt hat, befürchtete der Bürgermeister wohl weiteren Spott. Um den zuvorzukommen, ließ er in der letzten Magistratssitzung über die Umsetzung des bevorzugten Vorschlags seines Arbeitskreises abstimmen. Mit 8 zu 2 Stimmen wurde dieser Vorschlag angenommen. Ein Magistratsmitglied einer Oppositionspartei, das nicht genannt werden will, ließ dem Rödermark Examiner die Beschlussvorlage unter der Hand zukommen.

Und so sehen nun die Pläne der Stadt aus: Der ganze Zugangsbereich zum Bahnsteig der S1 wird mit einem 2 m hohen Metallgitterzaun abgesperrt. Der Zaun endet jeweils links und rechts am Toilettenhäuschen. In das Toilettenhäuschen wird eine 2. Tür zum Bahnsteig hin eingebaut. So muss jeder Nutzer der S-Bahn, um zum Bahnsteig zu gelangen erst einmal durch das Toilettenhäuschen gehen und dort die Toilettengebühr zahlen. Im Gegenzug soll die Benutzungsgebühr auf 20 ct gesenkt werden. Im Zaun sollen 2 Drehkreuze eingebaut werden, damit es in der Toilette keinen Begegnungsverkehr zwischen an- und abreisenden Bahnkunden kommen wird. Die Drehkreuze sind nur in eine Richtung benutzbar.

Unter dem Punkt „Finanzielle Auswirkungen der neuen Nutzungsordnung für die automatisierte Abortanlage am Bahnhof Ober-Roden“ ist zu lesen: Materialkosten 250 m Metallzaun, 2 m hoch + 2 Drehkreuze + 10 Pfeil-Schilder „Zum Bahnsteig“: rund 14,500 € (bestes Angebot: Gartenzaun24.de), Montagekosten des Zauns durch die Kommunalen Betriebe Rödermark (KBR): 34,500 €, Umbaukosten Toilettenhäuschen (2. Tür, größerer Münzbehälter): rund 4.500 €.
Bei den Nutzerzahlen wurde konservativ gerechnet. Bei 1.000 Nutzern am Tag würde das neue System 200 € Einnahmen bescheren, die jährlichen Einnahmen lägen bei mindestens 70.000 €. Bis zum Jahr 2030 würde die Stadt Rödermark für das Toilettenhäuschen also nicht 204.000 € bezahlen müssen, sondern würde abzüglich dieser Mietkosten und den genannten 53.500 € Investitionskosten noch einen Gewinn von 582,500 € machen. Ein deutlicher Beitrag zur Konsolidierung des Haushaltes.

Ein Teilnehmer des Arbeitskreises ließ den Rödermark Examiner unter vorgehaltener Hand wissen, dass die Stadt vermutlich eine App installieren lassen möchte, damit man das Toilettengeld bargeldlos durch einfachen Tastendruck auf sein Smartphone bezahlen kann. Dies würde die Wartezeit reduzieren. Trotzdem würde der anonyme Informant in den Stoßzeiten empfehlen, künftig 20 Minuten eher zum Bahnhof zu kommen. Sollte es sich zeigen, dass sich lange Schlangen bilden, würde die Stadt wohl nachbessern und ein Wartehäuschen (Arbeitstitel: „Harnsteinzimmer“) vor dem Klo installieren. Problematisch war auch die 2. Tür. Aus Platzgründen muss dafür entweder die Kloschüssel oder das Waschbecken weichen. Man habe sich für die Kloschüssel entschieden. Das hätte den Vorteil, dass der Zugang zum Bahnsteig nicht durch Personen verzögert werden kann, die just in diesem Moment ihr großes Geschäft machen wollten. Der Arbeitskreis hätte an alles gedacht und sei sehr stolz auf den gemachten Vorschlag.

Auf Anfrage des Rödermark Examiner teilte das Büro des Bürgermeisters mit, keine Aussage machen zu wollen, wann denn mit der Inbetriebnahme des neuen Systems am Bahnhof in Ober-Roden zu rechnen ist. Der Bürgermeister hoffe aber, dass dies noch in seiner 11-monatigen Rest-Amtszeit geschehen werde. Im Übrigen betonte der Sprecher des Bürgermeisters, dass der Zugang zum Bahnsteig der Dreieichbahn weiterhin völlig uneingeschränkt bleiben wird. Die Bahn habe außerdem bereits ihre Bereitschaft signalisiert, die Installation des Zauns zuzulassen.